Südtirol Juni 2001

Kurvenspass ohne Ende (Teil 1)

Ein Foto auf jedem Pass, das war die Idee; ganz ist es uns nicht gelungen aber fast auf allen 24 Pässen haben wir ein Bild abgelichtet.

24 x rauf und runter ist ja wie auf’m Karussel

Im Sommer 2001 haben wir uns in die verschlungenen Strassen des Südtirol gewagt. Es rührte uns schon etwas seltsam an, wenn alle Leute deutsch sprechen und trotzdem die Lire als Zahlungsmittel herhalten muss. Na ja ab 1.1.2002 ist das auch vorbei. Da muss man dann schon etwas aufpassen, dass man nicht Land und Leute verwechselt.

Die ganze Reise haben wir unter das Motto „Ferien für die Sinne“ gestellt. So ist es nur natürlich, dass wir ein paar der Hotels dieses Trips auch in unsere Hotelempfehlung aufgenommen haben.

Doch mal schön der Reihe nach, eine Reise beginnt ja meist mit der Anfahrt.

1. Tag Säuliamt nach Schlanders (Silandro)

Wir haben uns bemüht bereits von Beginn weg die öden Autobahn Strecken zu vermeiden. Unsere Tour führte vom „Säuliamt“ über den Hirzel auf die Autobahn Richtung Chur. Bei Landquart ab die Post Richtung Davos und über das Drehmoment der R1150R gelächelt. Da bekundet selbst meine Frau mit der 12er Bandit Mühe der Q zu folgen. Nun geht’s bereits in die Vollen, Davos links weg, und schon folgt der erste Fotohalt auf dem Flüela Pass.

Den Ofenpass empfinden wir schon fast als Unterbrechung des Rhythmus. Die zwei anwesenden Radler empfinden wohl eher unser Bestreben die Tafel für unser Foto zu blockieren als Unterbrechung des Rhythmus.

Auf jeden Fall sind wir froh, dass unsere Zweiräder eher optimal motorisiert sind. Die beiden radelnden Italiener werden auch froh sein, dass es nun bergab geht. Tief im innern frage ich mich wer denn nun wohl glücklicher ist, diese beiden Radfahrer, welche sicher eine tolle Leistung vollbrachten oder wir, die wir ob dem optimalen Wetter, dem geringen Verkehrsaufkommen und der vielen beschwingten Kurven ganz rote Backen dahertragen. Na was soll’s, jeder kann und darf auf seine Art glücklich sein.

In Schlanders (Silandro) beziehen wir ein Zimmer im Maria Theresia. Das Hotel ist neu, und wir können es nur weiter empfehlen (Hotelempfehlung). Aufgrund der guten Infrastruktur und des günstigen Preises entscheiden wir uns, drei Nächte zu bleiben.

2. Tag Schlanders – Stilfserjoch – Meran – Schlanders

Am zweiten Tag will es der Teufel, und wir machen eine Tour d‘ Horror (wenigstens aus der Sicht meiner Frau).

Stilfserjoch ist angesagt, und niemand warnt uns davor, dies an einem Sonntag zu tun! Mittels Notebook (gehört doch heute zu jedem Motorrad?) habe ich eine Tour ausgearbeitet, und auf das GPS geladen. Der Tag soll uns ein paar Passfahrten bescheren:

Die Auffahrt zum Stilfserjoch ist an und für sich eine kurvenreiche Geschichte. Wenn dann aber auch noch Kolonnenfahren angesagt ist, artet das in Arbeit aus. Aber jetzt keine falsche Vorstellung: nicht Autos oder Cars verstopfen die Strasse; nein Motorräder wie Sand am Meer. Das schlimmste aber ist, dass die wenigsten so richtig mit den Geräten umgehen können. Da liegt ne Transalp am Boden, dort kommt mir eine Ducati auf meiner Seite entgegen usw. und so fort.

Aber man gewöhnt sich an alles, und dann nimmst Du es etwas gemütlicher und geniesst die wunderbare Aussicht.

Auf dem Pass dann das reine Chaos. Motorräder wohin Du schaust.

Tapfer kämpfen wir uns auf einen Kiesplatz durch wo ein paar arme Autos auf die Freigabe warten.

Und dann das Ganze zu Fuss retour zur Passtafel.

Auf der anderen Seite sehen wir kurz nach der Passhöhe den Grund für diesen Rummel. Es findet ein Oldtimer Motorradtreffen statt. Zeitweise kommt man sich vor wie im Töffhimmel. BMDUCYAHASUKAWATRITM soweit das Visier reicht. Dass wir bereits zu viel Zeit verbraucht haben brauche ich wohl niemandem zu erzählen, aber schaut euch doch mal das an:

Ohne Worte – oder?

Aber kurz darauf stehen wir ungefähr 30 Minuten im Töffstau. Echt noch nie erlebt aber einmal ist ja das erste mal.

Romy macht sich’s da mal so richtig schön auf der Leitplanke gemütlich. Murmelt was von Stein unter dem Vorderrad oder so. Na ja was soll’s mit etwas Heftpflaster ist das rechte Vorderpfötchen sorry der Blinker schnell wieder montiert.

Und endlich geht’s vorwärts. Wenn jemand partout einen Tip von mir haben will; da ist er „Fahr nie nie an einem Sonntag in den Südtiroler Regionen“. Die Italiener kennen nichts. Da wird überholt dem Teufel das Ohr ab. Die kennen keine Geschwindigkeitsbegrenzungen, keine Sicherheitslinien, keine unübersichtlichen Kurven. Abgesehen davon kann nur ein kleiner Teil wirklich mit den Öfen umgehen. Da schaust Du mehr in den Rückspiegel als nach vorne.

Du glaubst die Aussage oben nicht? Na klar, du warst ja auch nicht dabei. Zwischen Edolo und Paso Tönale stehen wir plötzlich wieder in einem Töffstau. Diesmal aber ist es eher schauerlich. Eine Ducati Monster klebt auf der rechten Seite in den Leitplanken, der oder die Fahrer werden gerade in ein Krankenauto verladen. Auf Grund der eher ruhigen und langsamen Art, in welcher der Verlad vor sich geht, befürchten wir das schlimmste für den Lenker.

Eine kurze Strecke fahren wir hinter dem Krankenauto her, und staunen noch, dass keiner der Italiener überholt. Doch kaum habe ich das gedacht, donnert schon etwas rotes an uns vorbei, und überholt den Krankenwagen im Scheitelpunkt einer unübersichtlichen Linkskurve. Na ja, ich verstehe es vielleicht nicht ganz richtig. Aber es stimmt schon etwas nachdenklich.

Am nächsten Tag finden wir in der Tageszeitung die Geschichte über den jungen Motorradfahrer, welcher tödlich verunglückte, die Eltern wären schockiert, der junge Mann war ein beliebter Handwerker aus einem Südtiroler Dorf usw. Motorradfahren war sein Hobby.

Aber jetzt die trüben Gedanken abgeschüttelt und auf den nächsten Pass konzentriert. Es geht über den Passo del Tonale zum Lago di S. Giustina. Über den Gampenpass erreichen wir bald Meran, wo wir nach einigem Verfahren den Ausweg in Richtung Schlanders finden.

Nach diesem eher anstrengenden Tag beschliessen wir:

  • Nie mehr am Sonntag im Südtirol mit dem Fahrzeug unterwegs!
  • Am nächsten Tag spannen wir aus und lassen die Motos in der Garage!