Südtirol Teil 3

Tag 6 führt uns vom Steineggerhof zum Kreuzbergpass

Vom Steineggerhof hinunter trainieren wir die 15 Spitzkehren zum letzten Mal. Irgendwo im Hinterkopf der Gedanke, dass dies nicht wirklich das letzte Mal sein wird.

Ich habe eine Strecke ausgesucht, welche uns über die Seiser Alm ins Grödner Tal führen wird. Aber wie es so geht im Leben, irgendwer macht Dir immer mal einen Strich durch die schönsten Kurven. In diesem Fall waren es ein deutscher Tourist mit Wohnanhänger und ein Südtiroler Postautochauffeur. Anscheinend haben sie sich beim kreuzen etwas verschätzt und deshalb in einer Kurve verkeilt, und der deutsche Fahrer wollte partout die Polizei auf dem Platz haben. So versperrten sie die gesamte Strasse und lamentierten lautstark. Dahinter bildeten sich lange Staus. Uns blieb nichts anderes übrig als zu wenden (Gottseidank waren wir mit den Mofas unterwegs).

So fuhren wir durch das Val Gardena und das Grödner Tal. Ein grosser Teil der Strecke verläuft in Wäldern. Es war noch ziemlich frisch im Schatten der Bäume. Hier scheint ein fürchterliches Unwetter den Strassen massiv zugesetzt zu haben. Dreimal wurden wir von Baustellen mit langen Rotlichtphasen in unserem Vorwärtsdrang ausgebremst. Teilweise war die Strasse bis zur Strassenmitte abgerutscht, und die Bauarbeiter sicherten die kläglichen Strassenreste.

Ich dachte bereits, dass wir unser Ziel unmöglich erreichen würden, wenn das so weitergeht. Aber die Auffahrt auf den Passo Sella war wieder beschwingt zu geniessen.

Vom Sella Pass hinunter und gleich wieder hoch zum Pordoi Pass. Jetzt wussten wir plötzlich wieder, warum wir in die Dolomiten kamen. Kurven, Kurven, Kurven und dazu hat sich jetzt auch die Sonne zum wärmenden Ofen am Himmel entwickelt.

Nach einer kurzen Überschlagsrechnung und einem intensiven Kartenstudium müssen wir mit Bedauern zwei Pässe aus der Route streichen. Eigentlich wollten wir von hier über den Passo di Campolongo und den Passo di Valparola ein V schlagen. Die fortgeschrittene Zeit zwang uns nun aber den direkten Weg zum Passo di Falzarego einzuschlagen. Schliesslich wollen wir die Fahrt geniessen und nicht dem Stress verfallen.

Die Beschreibung der Gegend durch die wir hier fahren würde der Wirklichkeit nicht gerecht. Aus den Bildern auf den Pässen kannst Du erahnen was wir auf unserem Weg erleben dürfen. Die Fahrt vom Passo di Falzarego hinunter nach Cortina ist wieder eine Kurvenorgie, teilweise 8 – 15% Gefälle und eine wahre Pracht der Natur.

Ich bin zum ersten Mal in Cortina. Die Ausrichtung auf den Wintersport ist auf den ersten Blick klar erkennbar. Irgendwie haben wir nicht das Bedürfnis hier zu verweilen. Vor allem möchten wir gar nicht aufhören mit dem beschwingten Kurvenfahren. Von Cortina auf den Passo Tre Croci geniessen wir die ansteigende kurvenreiche Strasse. Es geht in wunderbaren Radien steil bergan (10%). Die Kurven sind nicht zu eng und das Bleifrei in den Adern dringt wieder an die Oberfläche. Völlig automatisch funktionieren die Abläufe der involvierten Gliedmassen (Gas wegnehmen, schalten, aufdrehen, abwinkeln und mit Zug durch die Kurve in der Erwartung eines kratzenden Geräusches). Nach 5 Kurven zeigt eine aufkommende Gänsehaut, dass es das ist, wonach wir gesucht haben. Doch Stop, die Passhöhe ist erreicht, und wir halten für die obligate Photo. Und diesmal muss mal Romy dranglauben. Sie kommt jetzt auch einmal auf die Platte. (Sie ist so was von Photoscheu)

Eigentlich wären wir jetzt sehr nahe an den berühmten drei Zinnen, doch möchten wir lieber einen weiteren Pass überqueren, und beschliessen, uns die drei Zinnen noch etwas aufzuheben. Trotzdem während der Weiterfahrt ertappe ich mich immer wieder, wie ich nach den drei Zinnen Ausschau halte. Aber gesehen habe ich sie nicht. Und bald musste ich mich darauf konzentrieren die Abzweigung zum Passo Antonio nicht zu verpassen. Was für eine Strasse. Eine Spitzkehre nach der anderen. Ein herrliche Landschaft und überhaupt kein Verkehr. Den Pass verpassen wir beinahe. Erst als wir bereits am Restaurant auf der Passhöhe vorbei sind realisieren wir, dass dies die Passhöhe war. Da eh eine Pinkelpause angesagt ist, wenden wir, parken vor dem Restaurant und marschieren für das Photo zur Passtafel zurück.

Am späteren Nachmittag erreichen wir den Kreuzbergpass. Wir beziehen das Zimmer, und sind keine zehn Minuten später bereits im Gartenrestaurant. Das Hotelzimmer befindet sich im Nebengebäude, und ist nicht irgend speziell. Dafür ist die Aussicht beeindruckend, oder was meinst Du dazu? Wenn es nicht so gemütlich und auch spannend gewesen wäre, würde die Wanderlust wohl zugeschlagen haben.

Eine riesengrosse Ferrari Flagge weht in der Wiese draussen. Wir bestellen ein wunderbar kühles Bier vom Zapfhahn und bestaunen die drei parkierten Ferrari. Kurz darauf fahren weitere Ferrari und auch noch einige Maserati vor. Anscheinend sind wir mitten in ein Ferrari Treffen geraten. Ist auch nicht schlecht der Klang dieser Blechdosen. Klang, Aussehen und auch die Exklusivität (sieht hier gar nicht danach aus) machen wohl den Ruf der Ferraristi aus.

Ansonsten ist die Hotelausstattung eher im gehoben Stil. Im Untergeschoss des Nebengebäudes findet sich eine Wellness Landschaft mit Jacuzzi, Schwimmbad, Sauna ….

Ganz genial ist die Weinauswahl, das Salatbuffet und das Essen (15 Gault Millaut Punkte). Empfang wie auch Bedienung sind ausgesprochen freundlich und zuvorkommend.

Siehe auch unsere Hotelempfehlung -> Hotel Kreuzbergpass

7. Tag Rundfahrt

Eine Rundfahrt vom Kreuzbergpass aus auf das Gebiet der Österreicher, leider hat die Kamera gestreikt. Daher keine Bilder, keine Story, Sorry.

8. Tag Wanderung auf dem Kreuzbergpass

Hier auf der Passhöhe ist der Ausgangspunkt für so manche geniale Wanderung. Nicht dass wir bereits genug hätten vom Kurvenfahren, reizt es uns doch einmal auch eine per Piedes Tour durchzuführen. Somit geniessen wir einen wunderbaren Wandertag in den Dolomiten, können das Alpenrosenglühen bestaunen, und fahren wie beschlossen nicht an einem Sonntag (buahhhhhahhhh).

Wir lernen dabei auch noch eine Familie aus Holland kennen, welche uns auf dem grössten Teil der Wanderung Gesellschaft leistet. Kennengelernt haben wir uns dank dem GPS. Manchmal reiner Zufall, aber wir hatten uns verlaufen (Asche auf mein Haupt) und sind dann dank GPS wieder zurück in die richtige Richtung marschiert. Dabei begegneten uns diese Holländer, welche natürlich über die Korrektur froh waren und nicht ganz so weit wie wir auf dem falschen Pfad marschieren mussten.

Erschöpft doch zufrieden beten wir nach einem fürstlichen Nachtessen unsere müden Häupter in die weichen Kissen.